Editorial

Macht teilen!

Wenn die katholische Kirche aus der Sackgasse rauskommen will, in die sie sich selbst befördert hat, dann muss der Klerus entmachtet werden.

Das klingt hart, wird aber sogar von Papst Franziskus und Bischof Joseph Bonnemain gefordert, wenn auch in viel unverbindlicheren Worten.

Allerdings ist die römisch-katholische Kirche als absolute Monarchie organisiert. Wie also soll hier Teilung der Macht möglich werden? Sie könnte von oben herab in einem Akt der Selbstentmachtung geschehen. Papst Franziskus würde beispielsweise demütig umsetzen, was eine Synode von ihm fordert. Oder Bischof Bonnemain verlangt eine externe Untersuchung gegen seine beschuldigten Amtskollegen.

Die Teilung der Macht ist der zentrale Hebel zur Veränderung. Geteilte Macht bedeutet: Alle Mitglieder dieser Kirche sind unabhängig von ihrem Geschlecht und ihrem Beziehungsstand für sämtliche Aufgaben und Ämter zugelassen. Und alle müssen sie in ihrem Amt und in ihrer Aufgabe gegenüber den anderen Rechenschaft ablegen. Keine Weihe auf ewig. Keine Aufgabe ohne Kontrolle.

Was aber geschieht, wenn die kirchliche Hierarchie sich nicht selbst entmachtet? Dann bleibt nur Meuterei. Entweder durch Austritt oder durch Ungehorsam. Diese Art von Druck finden Papst und Bischöfe jedoch nicht zielführend. Eine Sicht, die ebenso arrogant wie realitätsblind ist. Das Vertrauen in die Selbstregulierung der Kirchenführung ist längst komplett dahin. Nicht zuletzt und vor allem wegen ihres Umgangs mit den Opfern sexualisierter Gewalt.

Wer die Botschaft der Opfer, die nach meinem Verständnis auch die Botschaft von Jesus Christus ist, immer noch nicht verstanden hat, dem soll der Slogan von der hörenden Kirche verboten sein. Ich brauche eine handelnde Kirche. Mit meinen eigenen unsanften Worten an die Kirchenleitung: Verschont mich mit frommen Anleitungen zur Christusnachfolge! Folgt ihm einfach mal selbst in aller Konsequenz nach!

Text: Thomas Binotto