Grünbunt

Buch & Lesung

Grünbunt

Sabine Abt schreibt Lyrik, die sich freundlich-hartnäckig im Kopf fest setzt. Und sie verbindet ihre Wort in einer Lesung mit den Farben der Musik.

Der Umschlag ist Programm: eine grüne Fläche mit Farbe im Titel. Die Lyrikerin Sabine Abt schreibt Gedichte, die in der Natur und aus der Natur heraus entstehen. Mit wenigen Worten gelingt es ihr,  vor uns einen ganzen Sommertag aufzudecken:

tagpfauenauge
blitzt orange auf
vom wind um die scheune geweht
und ungemäht nickt
brennnessel am zaun

Das klingt beim ersten Durchlesen nach Idylle. Beim vertieften Einatmen jedoch ahnen wir, dass dieser Moment flüchtig und nicht von Dauer sein wird.

«fischfarbenprisma» heisst dieser Gedichtband, der das Mitleben in der Natur feiert, ohne dabei in schönfärberische Verzückung zu geraten. Es lauern da auch Vergänglichkeit und dunkle Abgründe. Und ganz viele Farben, die sich nicht eindeutig bestimmen lassen.

Daraus entwickelt sich ein Lesesog, der in schneller Folge von Gedicht zu Gedicht führt. Und gleichzeitig wird die Lust geweckt, beim einzelnen Texte zu verweilen und zu ihm zurückzukehren. Um dann zu bemerken, dass sich die Farben je nach «Lesewinkel» auch verändern können.

In ihrer musikalischen Lesung zusammen mit Claudia Dischl verbindet Sabine Abt ihre Texte mit der Musik von Erik Satie und Claude Debussy. Das passt, weil sich auch darin überraschender Witz und schillernde Klangteppiche entfalten. Und weil sich Texte wie Musik dem harten Zugriff, der Eindeutigkeit fordert, mit lustvoller Leichtigkeit verweigern.

Text: Thomas Binotto