Welches ist das ideale Erwerbsmodell für Familien?

Editorial

Welches ist das ideale Erwerbsmodell für Familien?

Anfang Jahr hat die Frauenzeitschrift «Annabelle» eine grosse Umfrage zur Frauenzufriedenheit in der Schweiz lanciert. Ein spannendes Thema.

Es geht um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, um den Haushalt und die Partnerschaft, um Schönheit und Sexualität. Bei einer Frage komme ich allerdings ins Stocken: «Welches ist das ideale Erwerbsmodell für Familien mit Kindern?» Wieviel Prozent soll die Frau, wieviel der Mann arbeiten? Ankreuzen kann man: 80:50 – oder 50:50 – und auch 40:60. 

Die Antwort, die ich geben will, kommt aber schlicht nicht vor. Ich bin überzeugt: wenn in einer Familie jeder Elternteil mit seinem Bild vom idealen Erwerbsmodell daherkommt, sind die Konflikte vorprogrammiert und alle, inklusive Kinder, kommen unter die Räder. Ausser Eltern haben zu-fälligerweise dasselbe Idealbild, und dazu noch Berufe, in denen sich das verwirklichen lässt. Und erst noch Kinder, die mit diesem Modell zurechtkommen und sich darin problemlos entwickeln. So eine Familie ist mir allerdings bis heute noch nie begegnet. 

Das ideale Erwerbsmodell für Familien gibt es nicht. Es gibt nur das bestmögliche. Das Modell, das wir in der gerade aktuellen Familienphase miteinander aushandeln und das sich mit den Berufen, die wir haben, vereinbaren lässt. Und in dem die Kinder, die wir haben, sich am besten entwickeln können. 

Logisch, dass da von allen Seiten Abstriche gemacht werden müssen. Und klar, dass nicht immer das gleiche Familienmitglied die Abstriche machen soll. Und natürlich braucht es mehr Teilzeitjobs für Frauen und Männer, und mehr Möglichkeiten, auch mit Teilzeitjobs Karriere machen zu können, und Firmen, die Arbeitszeiten und Pensen flexibel gestalten.

Aber, liebe Annabelle, füge in der nächsten Umfrage auch diese Antwort zum Ankreuzen an: Das beste Erwerbsmodell für Familien wird immer wieder neu ausgehandelt und der aktuellen Familiensituation angepasst. 

Text: Beatrix Ledergerber