Mystik ohne Gott

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Mystik ohne Gott

Der bekannte Jesuit und Zenmeister Niklaus Brantschen verbindet in seinem Leben und seiner Wegsuche seit jeher Spiritualität und Mystik von Ost und West.

Nun geht er einen Schritt weiter und fragt: Kann ein Atheist meditieren? Oder: Können wir überhaupt noch beten in einer Zeit, in der Gott zu schweigen scheint? In fünf kurzen Kapiteln spricht er  vom Beten, vom Glauben, vom guten Leben, vom guten Sterben und schluss-endlich, alles umfassend, von der Liebe. Er verbindet seine eigenen Erfahrungen mit Beispielen aus der Literatur, bleibt einfach in seiner Sprache, auch wenn es um letztendlich Unsagbares geht. Meister Eckhard, Albert Camus und Immanuel Kant kommen ebenso zu Wort wie der Dalai Lama, Buddha oder Brantschens Zen-Lehrer Yamada Roshi. 

Einprägsame Bilder öffnen neue innere Welten. So schreibt Brantschen: «Gevatter Tod möge mir nicht als Feind erscheinen, der es bösartig auf mein Leben abgesehen hat. Eher als Tänzer, der mich zum letzten Tanz auffordert.» Oder erzählt, wie die Einsiedler Madonna von Menschen aus Asien als Kanzeon verehrt wird, als Ausdruck des «grenzenlosen Erbarmens». Die Frage nach Gott verweise in die «wahre Unendlichkeit», die dem «inneren Schauen», der Mystik, zugänglich ist. Dieses Schauen, so sein Fazit, ist allen möglich: Es gibt Mystik mit Gott und Mystik ohne Gott.

Text: Beatrix Ledergerber