Werke eines modernen Mystikers

Kultur

Werke eines modernen Mystikers

Josua Boesch (1922 bis 2012) würde in diesem Jahr 100 Jahre alt. Zum Jubiläum des Künstlers und Pfarrers lädt der Förderverein Josua Boesch zu einer Veranstaltungsreihe. 

Josua Boeschs Lebensweg umfasst mehrere Stationen: erst Pfarramt und Familie, dann ein Rückzug. Der reformierte Pfarrer entscheidet sich, im katholischen Eremitenkloster Camaldoli in Italien zu leben. Er lebt in Stille und ökumenischer Verbundenheit. Seine neuartigen Ikonen und Texte, die ihm aus der kontemplativen Stille erwachsen, finden Resonanz bei spirituell suchenden Menschen, besonders in der damaligen katholischen Jugendseelsorgebewegung. Nach der Ausstellung seiner Metall-Ikonen im Jahr 2018 bildete sich in Zürich der Förderverein Josua Boesch, der sein zeitloses Werk einer neuen Generation zugänglich machen will. Darum – zum 100. Geburtstag – ein Jubiläumsjahr, in dem der Förderverein zu Veranstaltungen einlädt.

Bei der Arbeit in seinem Atelier: Josua Boesch erschafft Ikonen, wie «Der Unverfügbare». Foto: Förderverein Josua Boesch

Symposium zu Spiritualität und Mystik heute

Höhepunkt ist das Josua-Boesch-Symposium am 15. November im Kloster Kappel. Gestaltet wird es vom Kreis jener Autorinnen und Autoren, die sich aktuell mit Josua Boesch auseinandersetzen und deren Beiträge im Herbst in einem Sammelband im Zürcher Verlag TVZ erscheinen werden.


Eine Wanderausstellung

An acht Orten der deutschsprachigen Schweiz, darunter in Zürich, Horgen und Kappel am Albis sind ab Juni Ausstellungen der Metall-Ikonen geplant, umrahmt von Vorträgen und Meditationen. Josua Boeschs Erstberuf, Silber- und Goldschmied, verhalf seinen Ikonen zu handwerklicher Schönheit, neben den theologisch ungewohnten und neuen Akzenten. Sie laden zu eigener Auseinandersetzung mit Grundfragen des Lebens und Glaubens ein.


Wort und Bild 

Zu vielen seiner Ikonen hat Boesch auch Texte geschrieben. Überdies hat er die Psalmen und das Johannesevangelium ins «Zürtitüütsch» übertragen, und auch Gebete und Gedichte verfasst. Wichtige vergriffene Publikationen werden 2022 neu aufgelegt. Dazu gehört das Buch von Simon Peng-Keller, der eine Gesamtdarstellung von Josua Boesch und seinem ikonografischen Weg verfasst hat.


Film und Musik

Regisseur Luke Gasser realisiert einen Dokumentarfilm, der Josua Boesch in die kirchliche Aufbruchszeit nach dem 2. Vatikanischen Konzil stellt. Der Aufbruch wich in den 1990er Jahren einer ökumenischen Abkühlung, unter der Boesch litt. Das schlägt sich auch in einigen seiner Ikonen und Texte nieder. In Entstehung begriffen ist ein grösseres Instrumental- und Chorwerk, das Pia Maria Hirsiger (Text) und Christian Enzler (Musik) komponieren. Die Uraufführung ist in Horgen geplant. 

Text: Samuel Jakob, Psychologe, Berater, Vizepräsident des Fördervereins Josua Boesch